Dutzende Soldaten sind inzwischen auf beiden Seiten nach Zusammenstößen im Grenzgebiet in der östlichen Ladakh-Region gefallen, während alle Welt auf eine diplomatische Lösung dieses Konflikts hofft.

Duzende Gefallene – seit den 60ern gab es in der umkämpften Region keine Todesopfer mehr

Über die eskalierenden Spannungen zwischen indischen und chinesischen Grenztruppen in der Himalaya-Region hatte ich Sie über die vergangenen Wochen auf dem Laufenden gehalten. Inzwischen sind Gefechte im Grenzgebiet ausgebrochen, denen auf indischer Seite mindestens zwanzig Soldaten und auf chinesischer Seite bis zu 43 Soldaten zum Opfer gefallen sein sollen. Ferner soll es auf beiden Seiten zahlreiche Verletzte geben.

Mancherorts wird gar schon von über einhundert Todesopfern auf beiden Seiten gesprochen. Solche Konfrontationen sind in der Region nicht ungewöhnlich, was allerdings unter der Einschränkung gilt, dass diese Reibereien seit den 1960iger Jahren zu keinen toten Soldaten mehr geführt haben.

Kriegsausbruch möglich – es werden ohne Rücksichtnahme Fakten geschaffen

Beobachtern drängt sich der Eindruck auf, als ob der Grenzkonflikt im Osten der Region Ladakh gefährlich nah vor dem Ausbruch eines Krieges zwischen Indien und der Volksrepublik China zu stehen scheint. Bereits über den Monat Mai war es zwischen Truppenteilen beider Seiten zu Schlägereien gekommen, in deren Zuge auf beiden Seiten Soldaten durch Steinwürfe teils schwer verletzt wurden.

Hatte es seitens der indischen Militärführung Ende Mai noch geheißen, den erneut ausgebrochenen Konflikt mittels Gesprächen zwischen beiden Seiten friedlich beilegen zu wollen, so wurden diese Hoffnungen spätestens enttäuscht, nachdem Chinas Volksbefreiungsarmee zuletzt in indisches Territorium entlang des gemeinsamen Grenzverlaufs eingedrungen war.

Neu-Delhi macht Peking inzwischen den Vorwurf, Gebiete entlang des gemeinsamen Grenzverlaufs in der Ladakh-Region, die ohnehin seit vielen Jahren zwischen beiden Nationen umstritten sind, zu okkupieren und permanent an sich bringen zu wollen. Es ginge mittlerweile, so Beobachter, um das Schaffen von Fakten, ohne irgendwelche Rücksicht auf die Befindlichkeiten der jeweils anderen Seite zu nehmen.

Peking: Truppenverstärkung aufgrund des Baus von kritischer Infrastruktur

Die Truppen der Volksbefreiungsarmee wurden in der Zwischenzeit massiv verstärkt. So soll Peking Truppen in Bataillonsstärke, die mit schweren Waffensystemen ausgerüstet sind, ins Grenzgebiet in der Ladakh-Region verlegt haben. Seitens Peking heißt es, dass diese Maßnahmen als unmittelbare Reaktion auf den sich fortsetzenden Bau von kritischer Infrastruktur auf der indischen Seite des gemeinsamen Grenzverlaufs betrachtet werden müssten.

Ich hatte Sie unter anderem auf den Ausbau der Start- und Landebahn Daulat Beg Oldie, die mit einzelnen Stationen und neu eingerichteten Bunkern im Grenzgebiet durch die Inder mittels neuer Straßen- und Verkehrswege verbunden werden, aufmerksam gemacht. Die Pekinger Regierung scheint zu befürchten, dass das Kräfteverhältnis im gemeinsamen Grenzgebiet im Himalaya auf Basis dieser Maßnahmen zugunsten Indiens kippen könnte.

Gemeinsames Militärbündnis der USA, Japans, Australiens und Indiens drohen China im asiatisch-pazifischen Raum den Rang abzulaufen

Truppen der chinesischen Volksbefreiungsarmee sollen auf ihrem Vormarsch bereits vierzig bis 60 Quadratkilometer an Gebiet entlang des gemeinsamen Grenzverlaufs okkupiert haben, das Indien zu seinem eigenen Hoheitsgebiet zählt. Kürzlich berichtete ich Ihnen, dass Indien und Australien neben einem weitläufigen Wirtschaftsabkommen auch ein Militärabkommen unterzeichnet haben, das beide Nationen in Bezug auf eine gemeinsame Verteidigungsstrategie zukünftig eng miteinander verzahnen wird.

Es wird offensichtlich, dass sich diese wirtschaftliche und militärische Zusammenarbeit nur gegen ein Land in der asiatisch-pazifischen Region richten kann: China! Ferner scheinen die Vereinigten Staaten im Hintergrund außenpolitische Fäden zu ziehen, um die eigenen Partnerstaaten in der Region noch enger miteinander zu verzahnen.

Hierzu zählen in erster Linie Japan und Australien. Zwischen Indien und den USA sowie Indien und Japan bestehen bereits ähnliche Abkommen wie fortan auch mit Down Under. Während sich die Moskauer Regierung, die sowohl zu Indien als auch zu China gute Beziehungen pflegt, bislang aus dem Himalaya-Konflikt herausgehalten hat, droht die Volksrepublik angesichts des sich zwischen den Vereinigten Staaten, Japan, Australien und Indien verfestigenden Bündnisses im asiatisch-pazifischen Raum ins Hintertreffen zu geraten.

Russland könnte beschwichtigen – oder die Atommacht Pakistan noch mit hineingezogen werden

Es lässt sich fast schon darauf hoffen, dass sich die Russische Föderation auf diplomatischem Wege in diesen Konflikt einmischen wird, um China und Indien an einen gemeinsamen Verhandlungstisch zu bringen, bevor der Konflikt im Himalaya vollends aus dem Ruder zu laufen droht. In Indien ist es in Teilen des Landes inzwischen zum Ausbruch von Protesten gekommen, in deren Zuge chinesische Flaggen und handgefertigte Puppen des chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping verbrannt wurden.

Unter geopolitischen Beobachter geht die Sorge um, dass in Kürze auch Pakistan in den Konflikt mit hineingezogen werden könnte. Pakistan und China sind eng miteinander durch den gemeinsamen Wirtschaftskorridor, der ein strategisches Kernelement angesichts der Belt and Road Initiative Chinas in Eurasien bildet, verzahnt. Darüber hinaus handelt es sich im Falle Indiens, Pakistans und Chinas jeweils um Staaten, die allesamt über Atomwaffen verfügen.

„Was heißt das für mich konkret!?“

Konkret heißt das, dass sich die hier zahlreich geäußerten Warnungen hinsichtlich geopolitischer und außenpolitischer Entwicklungen zu manifestieren beginnen. Es hat inzwischen schon ein ganz anderes Kaliber, wenn sich schwer bewaffnete Truppen Indiens und Chinas gegenüberstehen, um von deren Waffen Gebrauch zu machen.

Indien sieht sich jetzt in unmittelbarer Frontstellung im westlichen Abwehrkampf gegen den chinesischen Kommunismus, was im Falle eines offiziell bestätigten Kriegsausbruchs weitere Konfliktherde in der Asien-Pazifik-Region vor einen Showdown stellen wird.

Erwähnt seien nur das Südchinesische Meer, Taiwan, Hongkong, die Philippinen sowie der gerade eskalierende Konflikt zwischen Nord- und Südkorea. Unser Weltfriede ist bedrohter denn je. Augenmerk sollte aus diesem Grund nicht so sehr quasi-verstaatlichten Finanzmärkten als vielmehr jenen Entwicklungen geschenkt werden, die sich aus Sicht der Menschheit und unseres gemeinsamen Planeten als unmittelbare Gefahr und allgemeine Bedrohung erweisen.

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